Immer schneller, höher, weiter – wohin führt das industrielle Wachstum? Was gewinnen wir und was bleibt auf der Strecke? Die Industrialisierung befindet sich inmitten eines Transformationsprozesses, der maßgeblich von Faktoren der Globalisierung, Automatisierung, Digitalisierung, des Klimawandels und der Migration beeinflusst wird. In welcher neuen Industriekultur werden wir leben? Und wie kann Kunst diese anhaltenden Prozesse des Wandels begleiten?

Die Künstlerinnen des ENDMORÄNE e.V. untersuchen diesen Themenkomplex im 30. Jubiläumsjahr des Vereins erstmals auf dem Werksgelände eines produzierenden Betriebes: Die Geschichte des international expandierenden Unternehmens der Sonae Arauco Beeskow GmbH im Landkreis Oder-Spree begann in der DDR als VEB Spanplattenwerk Beeskow. Industriestandorte wie dieser sind in den vergangenen Jahren zum Mittelpunkt des Interesses der künstlerischen Arbeit von ENDMORÄNE gerückt. Die besondere Architektur der Orte ist dabei Ausdruck für gesellschaftliche Polarisierungen zwischen Industrialisierung und Deindustrialisierung, Aufbau und Abwicklung, Gewinn und Verlust, Ethik und Profit. Die Industrie wird umgebaut: Global agierend, verlagert sie sich häufig ins Ausland und passt sich neuen Marktsituationen an. In diesem Spannungsbogen der sich rasant ändernden Wirtschaft übt sich die Kunst als Impulsgeberin und erinnert an den Gedanken des Bauhauses: Form und Funktion von Produkten und Produktion sollen nach menschlichem Maß eingerichtet werden, um so die Arbeits- und Alltagswelt sozial und menschlich zu gestalten.

Während einer Sommerwerkstatt vom 1. bis 13. August führen die Künstlerinnen vor Ort einzelne künstlerische und partizipative Aktionen zu einer gemeinsamen Installation zusammen, die den Besucher*innen einen neuen Zugang zu Fragestellungen einer sich verändernden neuen Industriekultur ermöglichen soll: Kann in der Umgebung von Industrieanlagen, wie hier in Beeskow, eine neue Industriekultur entstehen, die nicht zerstörerisch, sondern identitätsstiftend in die alltägliche Erfahrungswelt und die unmittelbare Nachbarschaft der Menschen hinein wirkt? Welches sind hierfür bereits existierende Ansätze? Gibt es ein sorgsames, die Ressourcen schonendes Wachstum der Industrie auf ökologischem Fundament?

Die Künstlerinnen treten in einen lebendigen Kommunikationsprozess mit den Werksmitarbeiter*innen, Anwohner*innen und Schüler*innen der Fontane-Grundschule Beeskow. Im Laufe der zweiwöchigen Sommerwerkstatt wächst das Projekt und breitet sich auf einem Platz des Werksgeländes und in einer Lagerhalle aus, wo ENDMORÄNE an drei Wochenenden im August die interessierte Öffentlichkeit willkommen heißt.

Sommerwerkstatt und Ausstellung wurden gefördert von:
Mitteln des Landes Brandenburg, Landkreis Oder-Spree, Stiftung Kunstfonds – NEUSTART KULTUR, Sparkasse Oder-Spree
Mit freundlicher Unterstützung der Sonae Arauco Beeskow GmbH
Medienpartner: taz – die tageszeitung